Es gibt nicht DEN Hauskreis und DIE eine Art etwas zu tun. Dennoch existieren gewisse Regeln, welche bei Beachtung, deine Zeit in der Leitung um einiges erleichtern können. 

1. Versuchen auf alles eine Antwort zu haben

Was auch immer du tust, sauge dir auf keinen Fall irgendetwas aus den Fingern, wenn du keine Antwort hast. Sei lieber offen und ehrlich. Vielleicht kann auch jemand aus deiner Gruppe weiterhelfen. Ansonsten schreib dir die Frage auf und versuch dich zu Hause, bei deinem Pastor, in der Bibliothek oder im Internet schlau zu machen. Lieber eine gut fundierte Antwort, statt ein Schnellschuss, der keiner zweiten Prüfung standthalten würde. 

Noch etwas Weiteres gilt es zu beachten. Teilweise kann es durchaus vorkommen, dass es mehr als eine Antwort auf eine Frage gibt. Gerade für die Kontrollfreaks und Besserwisser unter uns, wozu ich mich selbst auch zähle, ist das nicht immer einfach zu verstehen. Wenn du einen Hauskreis leitest, kann es gut sein, dass Gott dich dazu begabt hat zu lehren. Doch vergiss nicht, dass sein Geist auch in den anderen Christen wirkt und auch sie einen wichtigen Beitrag leisten. 

2. Inkompetent wirken

Es gibt durchaus einen Unterschied zwischen demütiger Zurückhaltung und fehlender Kompetenz. Du kannst dich nicht vor jeder Antwort ducken, jeden Einwand sofort annehmen und die unsicherste Person im ganzen Raum sein. Du hast dich vorbereitet, daher steh auch zu deiner Ansicht. Dass bedeutet nicht, dass du die Weisheit mit Löffeln gefressen hast, aber gib weiter, was du weisst. 

Natürlich ist es wichtig, dass man sich auch selbst hinterfragen kann. Warum bist du überzeugt von deinen Ansichten? Gibt es Gründe, die dagegen sprechen würden? Wenn du das nicht kannst, wirst du vermutlich Mühe damit haben, wenn es jemand anderes tut. Fragen werden jedoch mit ziemlicher Sicherheit kommen. Lass dich davon also nicht verunsichern. Oft führt Verunsicherung nämlich nur zu Stress, Irritation und Gereiztheit, was gezwungenermassen deine Fähigkeit zu lehren und die Motivation der anderen dir zuzuhören beeinflusst.

3. Schlechte Vorbereitung

Nicht genügend Zeit in die Vorbereitung zu investieren kann sich oft als grosser Fehler erweisen. Damit sind nicht nur theologische Fragen gemeint, sondern auch die persönliche Beschäftigung mit dem Bibeltext und das Gebet. 

In der Vorbereitung kannst du dir beispielsweise folgende Fragen stellen:

  • Was sagt der Bibeltext aus?
  • Was sind die Hintergründe / der Kontext?
  • Welche Fragen kommen bei dir auf, bei eurem Thema? Welche weiteren Fragen könnten sonst noch auftreten? 
  • Welche Fragen hast du für die Teilnehmerinnen?

Eine gute Vorbereitung bewahrt dich auch oft davor, dass du unnötig lange im Kreis argumentierst oder einfach nicht auf den Punkt kommst. Glaub mir, deine Zuhörer werden es dir danken.

4. Fehlende Leitung 

Einfach mal laufen lassen ist etwas, dass bei Gruppen oft nicht funktioniert. Plötzlich findet man sich in einer zwanzigminütigen Diskussion darüber, ob Hauskatzen auch in den Himmel kommen oder die ganze Gruppe muss stillschweigend zuhören, wie deine Sitznachbarin zum x-ten in eine Schimpftirade über ihren Chef abschweift. Es gibt eine Zeit für alles und bestimmt auch für diese Gespräche. Doch wenn das Ziel des Abends jedes Mal über Bord geworfen wird für alltägliche Themen, verliert der Treff schnell an Anreiz für diejenigen, die im Glauben wachsen wollen. 

Bei der Leitung geht es aber auch darum, die Gruppe richtig zu fördern. Gewisse Menschen brauchen etwas mehr Anlauf, sind zurückhaltender als andere. Andere muss man daran erinnern, dass sie im Gespräch auch den andere Teilnehmer zu Wort kommen lassen.

Du gibst mit der Leitung die thematische Richtung an und zeigst, wo der Fokus liegt. 

5. Keinen Mut haben, die Wahrheit zu sagen

„Das mag für dich vielleicht stimmen, aber ich habe eine andere Wahrheit.“ Ein Satz, der so gut in unsere Zeit passt, jedoch im absoluten Widerspruch zu unserem Glauben steht. Es gibt nur eine Wahrheit und diese wird von Gott definiert, nicht von jedem Individuum für sich selbst. Obschon wir dies als Christen eigentlich wissen, kostet es eine gewisse Überwindung, für die Wahrheit einzustehen. Das bedeutet nicht, dass jede andere Meinung sofort verboten und nicht toleriert werden kann. Auch bei anderen Ansichten schulden wir unserem Gegenüber einen respektvollen Umgang. Zudem ist es auch nicht immer notwendig und angebracht, auf seine eigene Meinung zu beharren.

Wann sollte also etwas gesagt werden und wann ist es an der Zeit andere Ansichten stehenzulassen. Diskutiert werden kann schliesslich alles, doch es gibt einen grossen Unterschied zwischen „ich sehe das so“ und „Gott sagt in seinem Wort“.

Die Frage, die du dir stellen kannst, ist folgende: Ist es erlösungsrelevant?

Wenn das Evangelium nicht tangiert wird, so ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass nicht bis zum bitteren Ende ausgefochten werden muss, wer denn nun recht hat. Wenn das Verständnis jedoch relevant für die Erlösung ist, es also um das Wesen des dreieinigen Gottes oder den Weg der Errettung geht, so muss Gottes Wahrheit immer an erster Stelle stehen, auch wenn man anderen damit auf die Füsse stehen könnte. Der Schaden, der sonst entsteht, ist um einiges grösser. 

6. Zu unstrukturiert oder zu unflexibel

Keinen Ablauf zu haben kann funktionieren, vermutlich klappt es aber eher nicht. Natürlich können auch ohne Plan interessante Gespräche entstehen, doch entstehen dabei einige Gefahren, die man vermeiden könnte. Es können beispielsweise Erwartungen enttäuscht werden, da nicht von Anfang an klar ist, was das Ziel des Treffens ist. Ohne Struktur können auch wichtige Elemente vergessen gehen oder nicht genügen hervorgehoben werden. Das Treffen kann für die Anwesenden einen verwirrenden oder unbefriedigenden Nachgeschmack hinterlassen. 

Irgendeine Art von Plan ist also durchaus empfehlenswert, doch wie verbissen muss man daran festhalten? Da es keine allgemeingültige Antwort auf diese Frage gibt, gilt auch hier, sich von Gott führen zu lassen. Wer die Teilnehmerinnen erst nimmt, der ignoriert ihre Bedürfnisse auch nicht. In welchem Mass dies umgesetzt werden soll, ist von Fall zu Fall verschieden. Es könnte beispielsweise bedeuten, dass man das eigentliche Thema verkürzt oder den Schwerpunkt verschiebt, wenn man merkt, dass dies gerade richtig wäre. 

7. Die eigene Person und das eigene Wissen in den Mittelpunkt stellen

Wie schön ist es, wenn Gott uns mit unseren Gaben gebraucht. Ich persönlich liebe es, zu lehren und weiterzugeben, was Gott mir geschenkt hat. Ich möchte ein Segen sein und andere im Glauben stärken und motivieren. Oft treibt mich meine Liebe zu Gott dazu an, doch nicht immer. Wenn ich nämlich nicht aufpassen, verschiebt sich mein Fokus klammheimlich. Vermutlich bin ich nicht die einzige, der es so ergeht. Plötzlich steht nicht mehr Gott im Mittelpunkt, sondern wir wollen zeigen, was wir können. Wir stellen unser Wissen zur Schau und sind bemüht möglichst tiefgründige oder schlagfertige Antworten zu geben, damit auch wirklich jeder mitkriegt, dass wir die Situation mit links meistern. Wie ein Musikstar, der auf der Bühne seine Show zum Besten gibt und von den Fans bejubelt wird, erwarten wir Anerkennung für unsere Leistung und unsere aussergewöhnliche Einsicht in christliche Leben und Gottes Wort. 

Gott sei Dank weiss unser Vater im Himmel, was wir gebrauchen. Oft folgt also eine kleine oder eben grössere Demütigung, die uns auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Denn die der Herr liebt, die züchtigt er. 

8. Zu lange

Eine Kleingruppe sollte einen klaren zeitlichen Rahmen haben. Lasst die Leute im Voraus wissen, worauf sie sich einlassen. Wenn eure Treffen von 19.00 bis 21.00 Uhr gehen sollten, dann endet sie bitte nicht erst zwei Stunden später.

Ich weiss aus Erfahrung, dass dies oft leichter gesagt ist, als getan. In Ausnahmefällen mag es durchaus legitim sein, mal etwas länger zu bleiben, doch wenn dies wiederholt vorkommt, wird es Zeit für ein Handeln. Entweder muss die abgemachte Uhrzeit angepasst oder die Treffen müssen verkürzt werden. Alles andere führt nur zu stille Frustration, denn selten will jemand zugeben, dass er so ungeistlich gesinnt ist und lieber nach Hause gehen würde, anstatt schon wieder Überstunden zu machen. 

9. Zu unverbindlich oder gezwungen 

Das Problem: 1. Heutzutage haben viele Menschen Mühe, sich verbindlich auf etwas einzulassen. 2. In unsteten Gruppen, die nicht immer aus den gleichen Teilnehmern bestehen, ist es schwieriger, eine offene und vertraute Atmosphäre zu schaffen. Genau dies wäre aber förderlich für eine Kleingruppe, die das eigene Wachstum im Blick hat. 

Was nun sicherlich nicht die Lösung ist, wäre wenn man den Teilnehmern, die nicht immer dabei sein können, ein schlechtes Gewissen einredet oder nur Leute in die Gruppe lässt, die sich dazu verpflichten bei jedem Treffen dabei zu sein. Ein wertvollerer Ansatz ist, das Anliegen gemeinsam mit den Erwartungen und Zielen der Gruppe offen zu besprechen und so eine Lösung zu finden. 

10. Glauben, dass man das Ganze ohne Gott machen könnte 

Vermutlich stehst du nicht in der Gefahr, die Bibel und das Gebet aus dem Hauskreis zu streichen. Dieser Fehler wäre viel zu offensichtlich und wie so oft, schleicht die Gefahr durch die Hintertür. 

Du hast alle vorherigen Punkte gemeistert und nun ein ziemlich gutes Gefühl bei dem Ganzen. Deine Vorbereitung steht, jedes deiner Gespräche dreht sich gefühlt um Gott und du gibst dir Mühe, eine gute Leiterin zu sein. Da dies alles Dinge sind, die selbst in der Hand hast, ist die Gefahr gross, dass du plötzlich meinen könntest, irgendetwas auch nur ansatzweise im Griff zu haben. Plötzlich bist du dir der ständigen Abhängigkeit Gottes nicht mehr bewusst und vertraust auf dein eigenes Können und Wissen. Doch was ist ein Hauskreis ohne das Wirken Gottes? Ganz ehrlich gesagt: Reine Zeitverschwendung. Sein Geist ist es, der bewegt, der verändert, stärkt, führt und ausrüstet zu seiner Ehre. 

Darum: Egal wie gut es läuft, bleibe dir der Abhängigkeit zu Gott stets bewusst und vertraue auf den Herrn mit ganzem Herzen. 

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